Floristisch-soziologische
Arbeitsgemeinschaft
- Jahrestagung 2022 - Exkursionen -
Die Exkursionen führen
in einige der schönsten und floristisch interessantesten Regionen
Südbayerns. Schwerpunkte sind dabei Magerrasen, Feuchtgrünland,
Moore und Wälder des Alpenvorlandes sowie die vielfältigen Wald-
und Offenlandökosysteme des bayerischen Alpenraums. Landschaftsentwicklung,
Standortbedingungen, Artengemeinschaften und Pflanzengesellschaften werden
dabei genauso thematisiert wie Fragen der Landnutzung, des Natur- und
Umweltschutzes und der Renaturierung.
Die Exkursionen werden von Kolleginnen und Kollegen der TUM, der HSWT
und der ANL in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern verschiedener Behörden
und Büros sowie von freischaffenden Experten durchgeführt. Samstag
und Sonntag werden je vier und Montag eine Exkursion angeboten. Im Gegensatz
zu den Veranstaltungen der letzten Jahre werden diesmal mit nur einer
Ausnahme unterschiedliche Exkursionen angeboten, so dass den Teilnehmern
eine besonders breite Auswahl an Zielen offensteht. Die Exkursionen sind
alle ganztägig. Am Sonntag enden zwei Exkursionen so früh, dass
man mit der Bahn am selben Tag noch problemlos zentrale Bahnhöfe
wie z.B. Berlin, Hamburg oder Dortmund erreichen kann.
Organisatorisches:
Insbesondere die
als „Bergwanderung“ bezeichneten Exkursionen in den Alpenraum
führen durch teilweise steiles Gelände mit steinigen Wegen und
anstehenden Wurzeln. Diese Wanderungen sind nur für geübte und
trittsichere Wanderer mit guter Grundkondition zu empfehlen. Als Ausrüstung
sind Bergschuhe mit gutem Profil, ggfs. Wanderstöcke und wetterfeste
Kleidung erforderlich. Je nach Witterung ist bei allen Exkursionen Sonnenschutz
sinnvoll. Bei den Exkursionen 3 und 7 ist mittags eine Einkehr im Biergarten
der Brauereigaststätte Kloster Weltenburg möglich, bei Exkursion
2 und 4 ist eine Einkehr im Anschluß an die Wanderung geplant. Alle
anderen Exkursionen bieten gar keine Einkaufs- und Einkehrmöglichkeit.
Bitte besorgen Sie sich eine Tagesverpflegung oder bestellen Sie bei der
Tagungsanmeldung Lunchpakete (siehe Anmeldungsformular).
Beschreibung
der einzelnen Exkursionen
Exkursion
1 - Höhenstufen und Humus: Bergwald im Klimawandel,
Oberammergau-Ettal
Exkursionsziel:
Verschiedene Höhenstufen und Gesteinsformationen der Kalkalpen bei
Ettal im Landkreis Garmisch-Partenkirchen
Exkursionsleitung: Jörg Ewald
Die Wanderung stellt den nördlichen Rand der Kalkalpen vor, wo eine
hohe Diversität von klimatischen und edaphischen Standortbedingungen,
gepaart mit hoher Naturnähe und extensiver Nutzung eine der charismatischsten
Waldlandschaften Mitteleuropas ermöglicht.
Die Exkursion beginnt an der Bergstation der Laberbergbahn von Oberammergau
(1.682 m) und führt über das Ettaler Mandl bergab zum Ettaler
Berg am Ortsrand von Ettal (875 m). Wir diskutieren an Hand des Panoramas
Geologie, Morphologie, Höhenstufen und Landnutzung des Alpenrandes.
Beim Durchwandern der Höhenstufen diskutieren wir die Wirkungen der
Klimaerwärmung, die in den letzten 150 Jahren bereits 1,5° C
betrug und bis zum Jahrhundertende 4° C erreichen kann. Wir besprechen
Zusammensetzung und Struktur naturnaher Waldbestände mit Fichte,
Tanne, Buche, Bergahorn und Waldkiefer und die Abhängigkeit der artenreichen
Bodenvegetation (darunter viele präalpine und subalpine Arten) von
Gestein, Bodenbildung und Humusformen. Am Beispiel von Blockstürzen,
Graten und Felshängen werden Entstehung, Vorkommen und Vegetation
von Tangelhumusauflagen erläutert. Synergien und Zielkonflikte zwischen
Waldbewirtschaftung, Naturschutz, Schutzwaldpflege und Humuspflege werden
an praktischen Anschauungsbeispielen diskutiert.
Im Rahmen der Wanderung werden folgende Vegetationstypen vorgestellt:
- Subalpine Fichtenwälder
(Adenostylo glabrae- und Homogyne-Piceetum)
- (Hoch)Montane
Bergmischwälder auf Dolomit, Mergel und (Kiesel-)Kalk (Aposerido-Fagetum,
Galio-Fagetum, Luzulo-Fagetum)
- Bewaldete Sonderstandorte
der Blockhalden (Asplenio-Piceetum, Ulmo-Aceretum)
- Felshänge
(Seslerio-Fagetum, Calamagrostio-Pinetum)
- Grate (Adenostylo
glabrae-Abietetum)
Exkursionstyp: Die Bergwanderung erfordert Bergschuhe,
Trittsicherheit und Kondition!
Organisatorisches:
Busabfahrt in Freising: 6:30 Uhr, Seilbahn 9:00 Uhr. Unterschiedlich gut
gepflegte, stellenweise steinige und rutschige Wanderwege, die teilweise
steil nach unten führen. Wegstrecke: ca. 7 km; absoluter Höhenunterschied
800 m, überwiegend Abstieg mit kurzen Zwischenanstiegen. Rückkehr
zum Bus 17:30 Uhr, Rückkehr in Freising 19:30 Uhr.
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Ulmo-Aceretum
auf Lockerschutt |
Calamagrostio
variae-Pinetum
auf Felsrippen |
Exkursion
2 - Friedergries in den Ammergauer Alpen
Exkursionsleitung:
Thomas C. Wagner, Andreas Zehm
Vegetation alpiner
Kalkschuttfächer im Naturwaldreservat Friedergries
Die Exkursion führt in das Naturwaldreservat Friedergries auf ca.
1.000 m in den Ammergauer Alpen in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen.
Hier bietet der etwa 50 ha große, aus Hauptdolomit-Schutt bestehende
Schwemmkegel des Wildbachs Friederlaine mit seinen unterschiedlich alten
Schotterterassen die typische Vegetation alpiner Schuttfächer in
unterschiedlichen Sukzessionstufen. Dabei finden sich zahlreiche floristische
Highlights, darunter reliktische Vorkommen von Carex baldensis,
größere Bestände von Baumwacholder sowie die einzige Wildpopulation
von Chondrilla chondrilloides in Deutschland mit heute etwa 1.500
Individuen.
Auf den jüngeren Terrassen findet sich die typische Pioniervegetation
von Kiesbänken naturbelassener alpiner Wildbäche. Auf den älteren,
länger nicht mehr umgelagerten Flächen hat sich lichter Schneeheide-Spirkenwald
gebildet, in den sich mit zunehmendem Alter auch Fichte mischt. Im unteren
Bereich der Umlagerungsstrecke finden sich überschotterte ehemalige
Waldgebiete.
Eingebettet ist das Friedergries in ein artenreiches Großweidegebiet,
in dem auf niedriger Höhenlage zudem Schneeheide-Kieferwälder,
subalpine Felsvegetation, Quell-, Hoch- und Niedermoore zu finden sind,
die im Rahmen der Exkursion auch gestreift werden. Je nach zeitlichem
Verlauf wird noch die subalpine Vegetation eines typischen Nordhangs besucht
werden können. Neben den floristischen Besonderheiten werden auch
die aus dem dynamisch schwankenden Geschiebeanfalls resultierenden Herausforderungen
für Naturschutz und Renaturierung diskutiert.
Exkursionstyp:
Talwanderung mit moderater Steigung, vielfach weglos auf Geröll
Organisatorisches:
Abfahrt in Freising 7:00 Uhr. Die Exkursion dauert etwa 9 h (je nach Verkehrslage!),
davon ca. 6 h im Gelände, die Wegstrecke beträgt 5–8 km.
Neben den allgemeinen Empfehlungen ist festes Schuhwerk besonders empfehlenswert,
da ein Teil der Exkursion durch wegloses Gelände und Geröll
verläuft. Insektenschutz (Regen-Bremsen) kann relevant sein. Keine
Einkehrmöglichkeit. Rückkehr in Freising ca. 19 Uhr. Zu- und
Ausstieg an der Donnersberger Brücke in München (U- und S-Bahn)
sind um ca. 7:45 Uhr bzw. 18:15 Uhr möglich.
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Sukzession
von offenem Dolomitschutt über
Weidengebüsche und Spirkenwälder
zum Bergmischwald |
Von
der Friederlaine überschotterter Wald |
Exkursion
3 – Artenreiche Magerstandorte an Donau und Abens
Exkursionsziele:
Kalkfelsen bei Weltenburg, Sandkiefernwälder und -magerrasen bei
Siegenburg, und Sandharlanden
Exkursionsleitung:
Johannes Kollmann
Intensive Landwirtschaft,
Ausweitung von Siedlungen und Gewerbegebieten sowie Aufforstungen haben
zu einer Degradation und Verinselung von Magerstandorten im niederbayerischen
Tiefland geführt. Auf der Exkursion in den Landkreis Kelheim werden
dazu Beispiele von Sandkiefernwäldern, Magerrasen und Felsvegetation
gezeigt. Anhand des Pyrolo-Pinetum und Spergula morisonii-Corynephoretum
auf Binnendünen bei Siegenburg werden die Herausforderungen und Erfolge
der naturschutzfachlichen Nachbildung historischer Waldbewirtschaftung
deutlich. Kleinparzellierte, intensive Streunutzung hat in diesen lichten
Kiefernwäldern seltene Arten wie Armeria elongata, Chimaphila
umbellata und Pulsatilla vernalis gefördert. Nutzungsaufgabe
und Stickstoffeinträge haben in den vergangenen Jahren zu stärkerem
Kronenschluss und zu einer dichten Krautschicht geführt, in der Zwergsträucher
und pleurokarpe Moose dominieren. Versuche zur Streuentfernung und erfolgreiche
Artenhilfsmaßnahmen werden diskutiert. Vor der Mittagspause in Kloster
Weltenburg werden wir die Felsvegetation am Donaudurchbruch besichtigen,
die insgesamt in einem sehr guten Zustand ist, und zwar sowohl die nitrophytischen
Schwarznesselsäume des Felsfußes als auch die Magerrasenfragmente
der Felsköpfe. Problematisch ist das Zuwachsen einiger Felspartien
durch Gehölze, das Eindringen von Neophyten und die Sicherung der
Felsen zum Schutz von Besuchern. Am Nachmittag werden wir die Sandharlandener
Heide besuchen, ein kleines, aber feines Naturschutzgebiet, in dem sich
auf engsten Raum Kalkmagerrasen und bodensaure Magerrasen abwechseln,
was zu einer sehr hohen Artenvielfalt von Basi- und Acidophyten führt
(z.B. Dianthus carthusianorum und D. deltoides). Die
Beweidung des Gebiets funktioniert gut und angrenzende Äcker wurden
zu Pufferflächen gegen Nährstoffeinträge extensiviert oder
in Magerrasen umgewandelt, die den Eindruck einer historischen Kulturlandschaft
unterstützen. Zum Abschluss der Exkursion wird am Zusammenfluss von
Donau und Abens das römische Kastell Abusina bei Eining besucht,
mit ebenfalls artenreicher Magerrasen- und Mauervegetation.
Exkursionstyp:
Tieflandwanderung in mehreren Abschnitten
Organisatorisches:
Busabfahrt in Freising: 7:30 Uhr. Die mehrteilige Exkursion führt
über leicht zu begehende und meist recht kurze Wege. Rückkehr
zum Bahnhof Freising am Samstag um ca. 17 Uhr, am Sonntag schon um 16:00
Uhr. An beiden Exkursionstagen ist mittags eine Einkehr im Biergarten
des Klosters Weltenburg geplant.
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Blick
von den Weißjura-Kalkfelsen des
Donaudurchbruchs auf das
Benediktinerkloster Weltenburg |
Exkursion
in Pyrolo-Pinetum-Wälder auf
Flugsanddünen bei Siegenburg |
Exkursion
4 – Kalkalpine Jungmoränen bei Andechs mit
Magerrasen (Kalk, Silikat), Mähwiesen, Buchenwälder und Hangquellmooren
Exkursionsziel:
Botanisch-geologische Wanderung durch die würmeiszeitliche Jungmoräne
in der Umgebung des Klosters Andechs
Exkursionsleitung:
Burkhard Quinger & Christian Niederbichler
Das Exkursionsgebiet
umfasst unterschiedliche glazialgeomorphologische Formen der Würmeiszeit
mit ihrer spezifischen Vegetation. Dazu gehören Rückzugsendmoränen,
Drumlins und die relativ seltenen „Tumuli“, die als Hinterlassenschaften
von „Gletschermühlen“ gedeutet werden. Das Moränenmaterial
im Gebiet weist, da aus den Lechtaler Alpen stammend, überwiegend
hohe bis sehr hohe Kalkgehalte (> 50%) auf. Auf den Rückzugsendmoränenwällen
und auf den Tumuli herrschen kalkreiche, flachgründig-durchlässige
Pararendzinen vor.
Charakteristische
Vegetationstypen sind Kalk-Buchenwälder in frischer (Hordelymo-Fagetum)
und trockener Ausbildung (Carici-Fagetum), außerdem mahdgeprägte
Kalkmagerrasen mit verschiedenen Pflanzen-Gesellschaften wie Felsenzwenken-Trespenrasen,
Silberdistel-Horstseggenrasen und Graulöwenzahn-Erdseggenrasen. An
Schichtquellaustritten sind naturschutzfachlich hochwertige Kalk-Hangquellmoore
(Caricion davallianae) mit Kopfried-Arten, stellenweise auch
mit Davalls Segge und Saum-Segge als Bestandsbildner zu finden. An grundwasserbeeinflussten
Stellen finden sich zudem hochwertige Knollenkratzdistel- und Duftlauch-Pfeifengraswiesen.
Insbesondere die Drumlins, aber streckenweise auch die Rückzugsendmoränen
weisen Decklehm-Überschichtungen (Bodentyp: lehmige Parabraunerde)
auf, wo auch Silikat-Magerrasen wie die artenreichen Nardion-Gesellschaften
(Polygalo-Nardetum) vorkommen können.
Mehrfach führt
die Wanderung an exemplarisch schönen „Artenreichen Mähwiesen“
(Arrhenatherion, LRT 6510) vorbei. Ein Höhepunkt der Exkursion ist
der Besuch einer seit dem frühen 20. Jahrhundert bestehenden, besonders
artenreichen Rindermagerweide mit Kalkmagerrasen, kleinflächigen
Borstgrasrasen und Buchen-Weidewäldchen mit schöner Hutbaum-Bestockung
(Rotbuche, Stiel-Eiche, zudem etwas Fichte, Kiefer und Tanne).
Bemerkenswerte Pflanzenarten
entlang der Exkursionsroute: Anemone narcissiflora, Aposeris foetida,
Brachypodium rupestre, Carex alba, Carex davalliana, Carex hostiana, Carex
pulicaris, Cirsium tuberosum, Dactylorhiza traunsteineri, Drosera longifolia,
Eleocharis quinqueflora, Euphorbia angulata, Euphorbia verrucosa, Gentiana
lutea, Gentiana utriculosa, Gymnadenia odoratissima, Epipactis palustris,
Gladiolus palustris, Hypochaeris maculata, Inula hirta, Lilium bulbiferum,
Linum viscosum, Ophrys apifera, Schoenus ferrgineus, Schoenus x intermedius,
Schoenus nigricans, Tofieldia calyculata,Trifolium rubens.
Exkursionstyp:
Tieflandwanderung in mehreren Abschnitten
Organisatorisches:
Abfahrt am Bahnhof Freising um 8 Uhr. Wegstrecke 5–7 km, zahlreiche
Haltepunkte, Höhendifferenz ca. 80 m. Beginn und Ende der Wanderung
in Andechs um ca. 9:30 bzw. 16:00 Uhr. Im Anschluss an die Wanderung ist
ein Besuch im Gasthof/Biergarten des Klosters Andechs geplant. Rückkehr
in Freising um ca. 19:30 Uhr. Zu- und Ausstieg an der Donnersberger Brücke
in München (U- und S-Bahn) sind um 8:45 bzw. 18:30 Uhr möglich.
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Eine
Besonderheit frischer Magerrasen im
Alpenvorland: Linum viscosum |
Die
Tumulus Bäckerbichl ist ein Exkursionsziel |
Exkursion
5 – Wälder am bayerischen Alpen-Nordrand bei Benediktbeuern
Exkursionsziel:
Waldgesellschaften des Alpennordrandes zwischen 1.000 und 1.350 m an der
Nordseite der Benediktenwand oberhalb von Benediktbeuern
Exkursionsleitung:
Anton Fischer
Der Nordrand der
Bayerischen Alpen wird zum einen (oft) von Flysch-Gesteinen gebildet mit
abgerundeten Bergen von Mittelgebirgscharakter sowie nach Süden folgend
von Kalkalpin, oft Wettersteinkalk mit markanten, scharf geformten Bergen
(z.B. Benediktenwand, 1.800 m). Im Gegensatz zum vorgelagerten Flachland
sind die Niederschläge ganzjährig hoch, an der Benediktenwand
bis deutlich über 2.000 mm. Des kleinräumigen geologischen Wechsels
und des ausgeprägten Reliefs wegen ändert sich das vielseitige
Standortmosaik oft auf kurze Distanz grundlegend. Hinzu kommen glaziale
Geländestrukturen. Die Nordflanke der Benediktenwand einschließlich
der Vorbergzone ermöglicht auf kurzer Wanderstrecke einen Einblick
in die vielseitigen Waldgesellschaften des Nordrandes der Bayerischen
Alpen. Zum Abschluss der Exkursion Diskussion der möglichen Änderungen
des Vegetationsmosaiks im Zuge des Klimawandels auf Basis aktueller Modellierungen.
Geologische Merkmale: Reissenbildung in glazialen Staubeckensedimenten,
ehemalige Fernmoräne, ehemalige Lokalmoräne, Kössener Schichten
des Flysch, Wettersteinkalk, Hochmoor.
Folgende Waldgesellschaften werden im Rahmen der Exkursion vorgestellt:
- Karbonat-Bergmischwald
(Lonicero alpigenae-Fagetum) in verschiedenen Ausbildungen
(incl. früherem Aceri-Fagetum)
- Labkraut-Tannenwald
(Galio rotundifolii-Abietetum equisetetosum)
- Moor-Fichtenwald
(Bazzanio-Piceetum)
- Spirken-Hochmoor
(Pino-Sphagnetum)
- Carex remota-Alnus
incana-Gesellschaft (Alno-Ulmion)
- Bergmischwald
auf saurem Substrat (Luzulo-Abietetum)
- Bei Tutzinger
Hütte: Seslerio-Caricetum sempervirentis, Rumicetum alpini
Exkursionstyp:
Bergwanderung
Organisatorisches:
Abfahrt in Freising 7:00 Uhr. Anfahrt über Benediktbeuern (620 m)
auf Forstwegen zur (unbewirtschafteten) Eibelsfleckhütte (1.035 m).
Auf dem Weg zwei Stopps. Von der Eibelsfleckalm mehrstündige Wanderung
zwischen 1.025 und 1.325 m (Tutzinger Hütte). Wegbeschaffenheit:
Teilweise auf Forststraße, mehr auf Wanderpfaden, zweimal querfeldein.
Wegstrecke: ca. 8 km; absoluter Höhenunterschied 325 m, steiler Auf-
und Abstieg zur Tutzinger Hütte. Rückkehr in Freising ca. 20
Uhr. Zu- und Ausstieg an der Donnersberger Brücke in München
(U- und S-Bahn) sind um ca. 7:45 Uhr bzw. 19:00 Uhr möglich.
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Wettersteinkalk
bestimmt den Nordabfall der Benediktenwand |
Galeobdolon
flavidum |
Exkursion
6 – Biodiversität und Klimaschutz im Moor
Exkursionsziele:
Nieder- und Hochmoore des Alpenvorlandes
Exkursionsleitung:
Matthias Drösler & Annette Patzelt
Exkursionspunkte:
Erster Standort ist das wenige Kilometer südlich von Freising
gelegene Freisinger Moos. Durch anstehendes Grundwasser bildet es zusammen
mit dem Erdinger Moos im Osten und dem Dachauer Moos im Westen am Nordrand
der Münchner Ebene einen der größten erhalten gebliebenen
Niedermoorkomplexe in Bayern. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichen
wir dort den ersten Exkursionspunkt:
1. Exkursionspunkt:
Freisinger Moos (Niedermoor): Moorforschungsstation der HSWT
- Moorgenese
- Torfprofil (2.5m)
– Makrorestanalyse
- Biodiversität
Flora
- Moornutzung und
Paludikultur
- Klimarelevanz
– Spurengasmessung mit automatisiertem Haubensystem
Nach ca. 1,5-stündiger
Weiterfahrt sind die Schechenfilze bei Seeshaupt südlich des Starnberger
Sees das zweite Exkursionsziel. Große Teile dieses Hochmoores sind
weitgehend naturnah.
2. Exkursionspunkt:
NSG Schechenfilze bei Seeshaupt (naturnahes Hochmoor)
- Moorgenese
- Torfprofil (6
m) – Makrorestanalyse
- Biodiversität
Flora
- Erfolg von Renaturierungsmaßnahmen
- Klimarelevanz
– Spurengasmessung mit Eddy-Kovarianzsystem
Das dritte Ziel der Exkursion wird nach einer weiteren halbstündigen
Fahrt erreicht:
3. Exkursionspunkt:
NSG Kirchseemoore (Hochmoor mit Niedermoor-Streuwiesengürtel)
- Biodiversität
Flora und ggf. Fauna
- Schutz und Pflegemanagement
- Einfluss von Tourismus:
Tritt und Kalkschotterwege durchs Hochmoor
Exkursionstyp:
Moorwanderung
Organisatorisches:
Um 8:00 Uhr Start am Bahnhof Freising. Die Wanderung führt über
Wirtschafts- und Wanderwege sowie Trampelpfade und bietet topographisch
kaum größere Schwierigkeiten. Es ist allerdings mit moortypischen
Widrigkeiten wie nassen Füßen und fehlendem Schatten zu rechnen.
Am Ende der Exkursion ist ein Besuch des Biergartens von Kloster Reutberg
bei Sachsenkam geplant. Bei schönem Wetter kann man von dort einen
traumhaften Blick auf die Münchner Hausberge Hirschberg und Ochsenkamp
genießen. Rückkehr in Freising ca. 19 Uhr. Ausstieg am Bahnhof
Holzkirchen (S-Bahn, DB-Regio, Bayer. Regionalbahn) ist um ca. 17:30 Uhr
möglich.
Exkursion
7 – Artenreiche Magerstandorte an Donau und Abens
Exkursionsleitung:
Johannes Kollmann, TUM
Exkursionsgebiet:
Kalkfelsen bei Weltenburg, Sandkiefernwälder und –magerrasen
bei Siegenburg, und Sandharlanden
Das Tagesprogramm verläuft ähnlich wie bei Exkursion 3, durch
inhaltliche Verkürzung einzelner Punkte endet diese Exkursion aber
bereits um 16 Uhr am Bahnhof Freising. Ein Besuch im Biergarten von Kloster
Weltenburg ist Teil des Programms.
Exkursion 8 –
Kalkmagerrasen der Münchner Schotterebene
Vegetation und Management
von Flussschotterheiden
Exkursionsleitung:
Harald Albrecht, Markus Bauer, Timo Conradi, Michael Jeschke, Theresia
Krimmer
Erstes Exkursionsziel
ist die Garchinger Heide. Sie ist ein Relikt der historischen Heidelandschaft
in der intensiv genutzten Münchner Schotterebene. Pflanzensoziologisch
lässt sich die Vegetation in die dichteren, an Brachypodium rupestre-reicheren
Formationen des Adonido-Brachypodietum pinnati und die weniger
wüchsigen Bestände des Pulsatillo-Caricetum humilis
differenzieren. Zur Artenvielfalt des Gebietes tragen neben den typischen
Pflanzen der Magerrasen dealpine und kontinentale Florenelemente bei.
Aktuell beheimatet die Fläche 61 Arten der Roten Liste gefährdeter
Gefäßpflanzen Deutschlands und/oder Bayerns. Pulsatilla
patens, Centaurea triumfettii und Danthonia alpina
kommen in Deutschland ausschließlich in der Garchinger Heide vor,
weitere stark gefährdete Arten sind Adonis vernalis, Daphne cneorum,
Gladiolus palustris, Iris variegata, Linum perenne, Scabiosa canescens,
Scorzonera purpurea, Veronica austriaca und Viola rupestris.
Auf dem Rollfeld, einem 80 Jahre alten Oberbodenabtrag, finden sich mit
Bacidia bagliettoana, Toninia sedifolia, Catapyrenium
squamulosum und Psora decipiens seltene Vertreter der Bunten
Erdflechtengesellschaft.
Obwohl die Garchinger
Heide seit über 100 Jahren im Sinne des Naturschutzes gepflegt wird,
kam es zur Abnahme vieler Zielarten. Mögliche Ursachen sind Eutrophierung,
Fragmentierung, Bestäubermangel, Samenentnahme, Kaninchenfraß
und das Pflegeregime. 2021 wurde ein neuer Pflege- und Entwicklungsplan
verabschiedet, der diese negative Tendenz u.a. durch ein differenziertes
Mahdregime, Striegeln pleurokarper Moose eindämmen soll. Um diesen
Lebensraum zu vergrößern, wurden 1993 Erweiterungsflächen
angelegt, wo sich ein Teil der Zielarten erfolgreich etablieren konnte.
Zweites Exkursionsziel ist das NSG Fröttmaninger Heide, ein ehemaliger
Truppenübungsplatz nördlich von München. Das Gebiet hat
eine deutlich geringere floristische Artenvielfalt, stellt aber ein wichtiges
FFH-Biotop dar und ist mit seinem Mosaik aus Kalkmagerrasen und Kiefernsukzessionswäldchen
eine attraktive Erholungsfläche für die Stadtbevölkerung.
Die Artenausstattung, Konflikte zwischen Besucherdruck und Naturschutz
und entsprechende Lösungsansätze sind die dortigen Themen.
Letzter Exkursionspunkt ist der Regiosaatgut-Vermehrungsbetrieb Krimmer.
Dort wurden viele der auf den Erweiterungsflächen der Garchinger
und Fröttmaninger Heide ausgebrachten Arten zwischenvermehrt. Die
Produktion und Ausbringung von Regiosaatgut wird gezeigt und diskutiert.
Exkursionstyp:
Tieflandwanderung in zwei Abschnitten
Organisatorisches:
Beide Teile der Wanderung führen auf unbefestigten Wegen
durch ebenes Gelände und sind jeweils ca. 4 km lang. Nach dem Besuch
der Fröttmaninger Heide besteht um ca. 15 Uhr am U-Bahnhof Fröttmaning
Anschluss an das Münchner U-Bahnnetz. Exkursionsende am Bahnhof Freising
um 16 Uhr.
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Erfolgreich
zwischenvermehrte und auf Erweiterungsflächen wieder ausgebrachte
Arten: Pulsatilla patens
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Erfolgreich
zwischenvermehrte und auf Erweiterungsflächen wieder ausgebrachte
Arten: Centaurea triumfettii |
Nachexkursion
1 – Oberes Loisachtal zwischen Eschenlohe und Oberau
Exkursionsziel:
Naturnahe Moorvegetation im Pfrühlmoos, artenreiche Wälder an
Hangfuß des Estergebirges
Exkursionsleitung:
Jörg Pfadenhauer, Jörg Ewald, Ingrid und Alfred Wagner
Das Exkursionsgebiet
ist ein Teil des Naturraums Niederwerdenfelser Land, benannt nach der
Burg Werdenfels bei Garmisch-Partenkirchen, bis zur Säkularisation
1.803 im Besitz des Erzbistums Freising. Der Naturraum umfasst das Mittenwalder
Becken, das Obere Loisachtal von Griessen über Garmisch-Partenkirchen
bis zum Talausgang bei Eschenlohe sowie die verbindenden Talzüge
dazwischen. Er wird im Süden von den vorwiegend aus Wettersteinkalk
und alpinem Muschelkalk aufgebauten Kalkhochalpen des Karwendel- und Wetterstein-gebirges
(Zugspitze, 2.962 m) sowie im Westen von den Ammergauer Alpen begrenzt.
Östlich ragt das Estergebirge mit Gipfelhöhen von bis zu 2086
m schroff über dem Loisachtal (Eschenlohe, 640 m) auf; über
einem Sockel aus Hauptdolomit bildet der Plattenkalk ausgedehnte Karstplateaus.
Die Höhenlage des Talraums variiert zwischen 700 und knapp 900 m.
Im langjährigen Mittel liegt die Jahrestemperatur um 7°C, der
Jahresniederschlag zwischen 1.300 und 1.400 mm.
Alle Talzüge
waren im Pleistozän vergletschert (Ferngletscher aus dem Zentralalpin,
zudem lokale Gletscher). Das tektonisch vorgezeichnete Loisachtal (als
Alpenquertal) wurde dabei trogartig ausgeschürft und im Spät-
und Postglazial mit Bergschutt, Fluss- und Seesedimenten wieder aufgefüllt.
Die Trogtiefe unter der heutigen Talsohle wird auf 450–550 m geschätzt.
In der Talfüllung entstanden mehrere, durch Tonlinsen voneinander
getrennte, artesisch gespannte Grundwasserstockwerke, die die Landeshauptstadt
München zur Ergänzung ihrer Wasserversorgung nutzt.
Das durchgängige
und vergleichsweise niedrig gelegene Talnetz des Niederwerdenfelser Lands
wurde schon in vorrömischer Zeit für Handelswege genutzt. Die
historisch bedeutsame Römerstraße Via Claudia Augusta führte
über den Seefelder Sattel und die römischen Straßenstationen
Scarbia (Scharnitz, Tirol) und Parthanum (Partenkirchen) durch das Obere
Loisach- und Ammertal nach Augusta Vindelicorum (Augsburg). Die Talzüge
mit den niedrigen Pässen im Süden erleichterten Transfluenzen
von Gletschern und Wanderbewegungen von Pflanzen im ausgehenden Pleistozän.
So kommen hier z. B. einige südalpin verbreitete Taxa wie Luzula
nivea, Helictotrichon parlatorei und Carex baldensis
vor.
Die Vegetation an
den Talhängen des Exkursionsgebiets besteht vorwiegend aus artenreichen
Bergmischwäldern des Typs Alpenheckenkirschen-Tannen-Buchenwald auf
basenreichen Böden aus Karbonatgestein mit zahlreichen präalpiden
Florenelementen. Oberhalb von 1.400 m treten hochmontane Fichtenwälder
und subalpine Latschenfelder auf (mit den nördlichsten Zirbelkiefern
der Bayerischen Alpen). Die Tallagen sind großflächig vermoort
(Pfrühlmoos); hier findet man ombrotrophe Regenwassermoore in kompletter
Zonierung vom Lagg (mit Fadenseggenried, Erlen- und Fichtenbruchwald),
Randgehänge (mit Pinus rotundata) und baumfreier Hochmoorweite,
unterschiedliche Typen der Kleinseggenriede (u.a. Kopfbinsen- und Davallseggenried),
orchideenreiche Pfeifengraswiesen als Streuwiesen. Die Moorflächen
sind von ausgesprochen hoher Bedeutung für den botanischen Artenschutz
(u.a. Groß-Populationen von Eriophorum gracile und Liparis loeselii).
Der ungewöhnlich artenreiche Talraum beherbergt auch das einzige
Vorkommen der Blaugrünen Weide (Salix caesia) in Deutschland.
Bemerkenswert sind ferner Primärsukzessionen auf Felsrippen, Dolomitschuttfächern
(mit Achnatherum calamagrostis und zahlreichen Arten der alpinen
Stufe) und Bergstürzen, wo es unter Wald zur Bildung von Tangelhumus
kommt.
Exkursionstyp:
Talwanderung auf Wander- und Wirtschaftswegen
Organisatorisches:
Abfahrt in Freising 7:30 Uhr. Die Exkursion dauert etwa 10 h, davon ca.
7 h im Gelände, die Wegstrecke beträgt ca. 8 km. Leichte Wanderung
mit geringen Höhenunterschieden auf größtenteils unbefestigten
Wander- und Wirtschaftswegen. Abstecher in nasse Moorflächen, ggf.
barfuß; keine Einkehrmöglichkeit. Rückkehr in Freising
ca. 18 Uhr. Zu- und Ausstieg an der Donnersberger Brücke in München
(U- und S-Bahn) sind um 8:15 Uhr bzw. 17:15 Uhr möglich.
Nachexkursion
2 (auf Grund der hohen Nachfrage)
- Kalkmagerrasen
der Münchner Schotterebene (wie Exkursion
8 am Sonntag)
Die Zuteilung zu den Nachexkursionen erfolgt nach Anmeldeeingang.
Sie werden Anfang April darüber informiert bei welcher Nachexkursion
Sie eingeteilt sind.
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